I can't look at your paintings without listening to them
John Berger
Liane Birnberg
I can't look at your paintings
without listening to them
John Berger
Liane Birnberg
Deine Zeichnungen sind wie ein Logbuch, (das Tagebuch, das der Kapitän eines Schiffes über eine Fahrt schreibt.) - wie das Logbuch eines fliegen des Vogels, geschrieben von den Flügeln des Vogels. Der fliegt und beobachtet gleichzeitig genau, was am Boden geschieht, und die Federn seiner Flügel berühren, was seine Augen im Flug sehen.
Manchmal sind deine Zeichnungen auch wie die Geschichten, die Kleider erzählen von den Körpern aus der Zeit der alten Ägypter, der Pharaonen, die sie getragen haben. Mir scheint, du beginnst immer da, wo die beiden Zeitebenen einander berühren, die Haut der Gegenwart und das Kleid der Vergangenheit. Text von John Berger - Übersetzung: Michael Roeder
artist talk, Japanisch-Deutsches Zentrum 2018
In einem Film von Ingmar Bergman übersetzt eine sterbenskranke Frau in einem unbekannten Land aus einer unbekannten Sprache und hinterlässt ihrem Enkel einen Brief, den er nur als Objekt, als visuelles Phänomen wahrnehmen kann. Der Junge hält diesen Brief vor sich hin und mustert ihn, ohne etwas zu verstehen. Sprache, die ihre wichtigste Rolle, konkrete Mitteilung verliert, und dafür Anmut und assoziative Gedanken auszudrücken versucht, das interessiert mich. Sprache zu verstehen war für mich früher oft ein Hindernis. Meine Eltern und Großeltern sprachen andere Sprachen als ich. Ihr Leben spielte sich zwischen Stationen ab, die neue Sprache war so flüchtig, wie ihr Leben. Sprache teilt etwas mit und diese Mitteilung soll von uns verstanden werden. Aber gerade dieses Verständnis versuche ich zu stören. Aus zerstückelnder Texten und einzelnen Wörtern bilde ich neue Formen.
Emory Gallery, Atlanta, USA, 2017 © Jack Lawing
Bei den Blättern, die auch in Bergers Gedichtband garden on my cheek verwendet wurden, ergeben Schriftzeilen und einzelne Wörter ein schwärzlich schimmerndes Raster und Streifen, Linien, Ränder, Zwischenräume bestehen aus diesen strukturbildenden Kompositionselementen. Es geht ein großer Zauber von diesen Arbeiten aus, da die Künstlerin Birnberg die Differenzierung der Valeurs, die Nuancen und Zwischentöne, um bei der Musik zu bleiben, meisterhaft beherrscht. Insofern waren und sind ihre Arbeiten eine adäquate Ergänzung zu John Bergers Lyrik. Dr. Sibylle Badstübner-Gröger
Florian Sundheimer Gallerie, München, 2017 © Annelie Tegtmeyer
Sprache spielt eine wichtige Rolle in Liane Birnbergs Werk. Sie befreit die Schrift jedoch von ihrer Semantik und reduziert sie auf ihre grafische Präsenz, reibt Textpassagen aus Zeitungen und Büchern auf hauchdünnes Papier, bis die Buchstaben kaum noch zu erkennen sind. Birnberg bezeichnet sich als Alchemistin, mit Tee, Kohle, Tusche, Farbstiften und Schellack schafft sie filigrane Werke auf Papier, das sie mit Feuer versengt, zerknittert und wieder glättet. Die fertigen Arbeiten lassen das Ausgangsmaterial oft nur noch erahnen. Ähnlich, wie die Alchemisten mehr zufällig das europäische Porzellan erfanden, sind auch Birnbergs Arbeiten nicht vorhersehbar. Sie kratzt, wischt, löscht und reduziert die Formen bis zu ihrer Auflösung. Vereinzelt schraffiert sie und legt fragile Strukturen an. Mit Farbe geht sie sehr sparsam um, reibt sie ab oder gewinnt sie aus anderen Farbdrucken. Viele Arbeiten wirken durchsichtig bis auf den Grund. Carmen Gräf, Tagespiegel 2018
Arbeiten auf Leinwand
Es sind Bilder, die danach verlangen, betrachtet zu werden, trotz ihrer Diskretion und Verschwiegenheit. Sie verlangen nach dem Betrachter, denn man erkennt sofort, dass das Licht, das gemalte Licht in den Bildern auf etwas Wirkliches fällt, etwas Existierendes. Das Licht in den Bildern verleiht allem anderen Authentizität. Trotz ihres Geheimnisses feiern sie auf diese Weise die Materie. Und was ist gemalt worden? Es sind Bilder von der Vergangenheit, sie beschwören die Vergangenheit, wie bestimmte Watteaus, mit deren Palette sie etwas gemeinsam haben. Aber deine Bilder handeln nicht von Aufführungen, auch nicht von Schauspielern, die die Bühne verlassen haben. Sie handeln von dem, was bleibt. Und an diesem Punkt sagen sie Neues über Erinnerung. Text von John Berger - Übersetzung: Michael Roeder
In der Vergangenheit als Raum (über den Du als Malerin herrschst) fluten Farben oft wie Töne, und das Geheimnis dieses Raums gleicht dem Mysterium des Hörens, nicht wahr? Jedenfalls kann ich Deine Bilder nicht anschauen, ohne sie anzuhören.
Text von John Berger - Übersetzung: Michael Roeder
Deine Zeichnungen sind wie ein Logbuch, (das Tagebuch, das der Kapitän eines Schiffes über eine Fahrt schreibt.) - wie das Logbuch eines fliegen des Vogels, geschrieben von den Flügeln des Vogels. Der fliegt und beobachtet gleichzeitig genau, was am Boden geschieht, und die Federn seiner Flügel berühren, was seine Augen im Flug sehen.
Manchmal sind deine Zeichnungen auch wie die Geschichten, die Kleider erzählen von den Körpern aus der Zeit der alten Ägypter, der Pharaonen, die sie getragen haben. Mir scheint, du beginnst immer da, wo die beiden Zeitebenen einander berühren, die Haut der Gegenwart und das
Kleid der Vergangenheit.
Text von John Berger - Übersetzung: Michael Roeder
Deine Zeichnungen sind wie ein Logbuch, (das Tagebuch, das der Kapitän eines Schiffes über eine Fahrt schreibt.) - wie das Logbuch eines fliegen des Vogels, geschrieben von den Flügeln des Vogels. Der fliegt und beobachtet gleichzeitig genau, was am Boden geschieht, und die Federn seiner Flügel berühren, was seine Augen im Flug sehen.
Manchmal sind deine Zeichnungen auch wie die Geschichten, die Kleider erzählen von den Körpern aus der Zeit der alten Ägypter, der Pharaonen, die sie getragen haben. Mir scheint, du beginnst immer da, wo die beiden Zeitebenen einander berühren, die Haut der Gegenwart und das Kleid der Vergangenheit. Text von John Berger - Übersetzung: Michael Roeder
Arbeiten auf Papier
Perforationen ca. 65 x 120 cm
artist talk, Japanisch-Deutsches Zentrum 2018
In einem Film von Ingmar Bergman übersetzt eine sterbenskranke Frau in einem unbekannten Land aus einer unbekannten Sprache und hinterlässt ihrem Enkel einen Brief, den er nur als Objekt, als visuelles Phänomen wahrnehmen kann. Der Junge hält diesen Brief vor sich hin und mustert ihn, ohne etwas zu verstehen. Sprache, die ihre wichtigste Rolle, konkrete Mitteilung verliert, und dafür Anmut und assoziative Gedanken auszudrücken versucht, das interessiert mich. Sprache zu verstehen war für mich früher oft ein Hindernis. Meine Eltern und Großeltern sprachen andere Sprachen als ich. Ihr Leben spielte sich zwischen Stationen ab, die neue Sprache war so flüchtig, wie ihr Leben. Sprache teilt etwas mit und diese Mitteilung soll von uns verstanden werden. Aber gerade dieses Verständnis versuche ich zu stören. Aus zerstückelnder Texten und einzelnen Wörtern bilde ich neue Formen.
Emory Gallery, Atlanta, USA, 2013 © Jack Lawing
Tusche Zeichnungen ca. 70 x 90 cm
Bei den Blättern, die auch in Bergers Gedichtband garden on my cheek verwendet wurden, ergeben Schriftzeilen und einzelne Wörter ein schwärzlich schimmerndes Raster und Streifen, Linien, Ränder, Zwischenräume bestehen aus diesen strukturbildenden Kompositionselementen. Es geht ein großer Zauber von diesen Arbeiten aus, da die Künstlerin Birnberg die Differenzierung der Valeurs, die Nuancen und Zwischentöne, um bei der Musik zu bleiben, meisterhaft beherrscht. Insofern waren und sind ihre Arbeiten eine adäquate Ergänzung zu John Bergers Lyrik. Dr. Sibylle Badstübner-Gröger
Bei den Blättern, die auch in Bergers Gedichtband garden on my cheek verwendet wurden, ergeben Schriftzeilen und einzelne Wörter ein schwärzlich schimmerndes Raster und Streifen, Linien, Ränder, Zwischenräume bestehen aus diesen strukturbildenden Kompositionselementen. Es geht ein großer Zauber von diesen Arbeiten aus, da die Künstlerin Birnberg die Differenzierung der Valeurs, die Nuancen und Zwischentöne, um bei der Musik zu bleiben, meisterhaft beherrscht. Insofern waren und sind ihre Arbeiten eine adäquate Ergänzung zu John Bergers Lyrik. Dr. Sibylle Badstübner-Gröger
Florian Sundheimer Gallerie, München, 2017 © Annelie Tegtmeyer
Sprache spielt eine wichtige Rolle in Liane Birnbergs Werk. Sie befreit die Schrift jedoch von ihrer Semantik und reduziert sie auf ihre grafische Präsenz, reibt Textpassagen aus Zeitungen und Büchern auf hauchdünnes Papier, bis die Buchstaben kaum noch zu erkennen sind. Birnberg bezeichnet sich als Alchemistin, mit Tee, Kohle, Tusche, Farbstiften und Schellack schafft sie filigrane Werke auf Papier, das sie mit Feuer versengt, zerknittert und wieder glättet. Die fertigen Arbeiten lassen das Ausgangsmaterial oft nur noch erahnen. Ähnlich, wie die Alchemisten mehr zufällig das europäische Porzellan erfanden, sind auch Birnbergs Arbeiten nicht vorhersehbar. Sie kratzt, wischt, löscht und reduziert die Formen bis zu ihrer Auflösung. Vereinzelt schraffiert sie und legt fragile Strukturen an. Mit Farbe geht sie sehr sparsam um, reibt sie ab oder gewinnt sie aus anderen Farbdrucken. Viele Arbeiten wirken durchsichtig bis auf den Grund. Carmen Gräf, Tagespiegel 2018
Abreibungen unterschiedliche Größen
Arbeiten auf Leinwand
Es sind Bilder, die danach verlangen, betrachtet zu werden, trotz ihrer Diskretion und Verschwiegenheit. Sie verlangen nach dem Betrachter, denn man erkennt sofort, dass das Licht, das gemalte Licht in den Bildern auf etwas Wirkliches fällt, etwas Existierendes. Das Licht in den Bildern verleiht allem anderen Authentizität. Trotz ihres Geheimnisses feiern sie auf diese Weise die Materie. Und was ist gemalt worden? Es sind Bilder von der Vergangenheit, sie beschwören die Vergangenheit, wie bestimmte Watteaus, mit deren Palette sie etwas gemeinsam haben. Aber deine Bilder handeln nicht von Aufführungen, auch nicht von Schauspielern, die die Bühne verlassen haben. Sie handeln von dem, was bleibt. Und an diesem Punkt sagen sie etwas Neues über Erinnerung. Text von John Berger - Übersetzung: Michael Roeder
Es sind Bilder, die danach verlangen, betrachtet zu werden, trotz ihrer Diskretion und Verschwiegenheit. Sie verlangen nach dem Betrachter, denn man erkennt sofort, dass das Licht, das gemalte Licht in den Bildern auf etwas Wirkliches fällt, etwas Existierendes. Das Licht in den Bildern verleiht allem anderen Authentizität. Trotz ihres Geheimnisses feiern sie auf diese Weise die Materie. Und was ist gemalt worden? Es sind Bilder von der Vergangenheit, sie beschwören die Vergangenheit, wie bestimmte Watteaus, mit deren Palette sie etwas gemeinsam haben. Aber deine Bilder handeln nicht von Aufführungen, auch nicht von Schauspielern, die die Bühne verlassen haben. Sie handeln von dem, was bleibt. Und an diesem Punkt sagen sie etwas Neues über Erinnerung. Text von John Berger - Übersetzung: Michael Roeder
In der Vergangenheit als Raum (über den Du als Malerin herrschst) fluten Farben oft wie Töne, und das Geheimnis dieses Raums gleicht dem Mysterium des Hörens, nicht wahr? Jedenfalls kann ich Deine Bilder nicht anschauen, ohne sie anzuhören.
Text von John Berger - Übersetzung: Michael Roeder
Impressum
Liane Birnberg
Knesebeckstr.17, 10623 Berlin
Atelierhaus Nonnendamm 17,13627 Berlin
Tel: 030-313 8998 Mobil: 01793993477
Mail: lianebirnberg@aol.com
Impressum
Liane Birnberg
Knesebeckstr.17
10623 Berlin
Atelierhaus Nonnendamm 17
13627 Berlin
Tel: 030 313 8998
Mobil: 01793993477
Mail: lianebirnberg@aol.com
Atelierhaus Nonnendamm 17
13627 Berlin
Tel: 030 313 8998
Mobil: 01793993477etAtelierhaus Nonnendamm 1713627 BerlinTel: 030 313 8998Mobil: 01793993477